Was sich verändert hat…

Seit mir aufgefallen ist, dass ich wunderbar bin, so wie ich eigentlich bin, habe ich immer mehr Frieden mit mir schließen können.

Lange hatte ich Angst, dass die Leute um mich herum sich alle von mir distanzieren, mich als „Faul“ betiteln oder schlecht über mich reden….

Ja, diese Menschen gibt es wirklich, aber bin ich von denen abhängig? Nein. Haben die auch schon früher schlecht geredet? Ja. Also hat sich da schonmal nichts geändert.

Ich durfte aber zu meiner großen Überraschung erleben, dass meine Familie und wirklichen Freunde versuchen mich zu verstehen und sich auf mich eingestellt haben. Früher konnten sie dies ja auch kaum, da ich den meisten vorgespielt hatte, ich könnte auch alles genauso. Ich habe es vor allen möglichst verborgen, dass ich viel Zeit zur Erholung benötige. Habe es eben nicht erzählt, dass es für mich besser ist, wenn sie zu Besuch kommen, weil ich dann nicht so vielen reizen ausgesetzt bin. Habe nicht erzählt, wie sehr mich eine Party oder ein Wochenende im Hotel stresst und wie lange ich brauche, um davon wieder fit zu sein. Kaum einer wußte, was ich mir damit selber angetan habe, ausgehalten oder ertragen… . Deshalb dauerte es ja auch, bis sie merkten, dass ich diese ganzen Dinge nur mit Stress machen kann. Für sie war es nie die Frage, kann sie das machen, ist dies zuviel oder bräuchte sie mal eine Pause, kann ich ihr irgendwie helfen, etwas erleichtern….? Sie hatten mich ja nie so im Blick.

Erst seit ich den Mut gefasst habe, zu erzählen, was in mir wirklich vorgeht, wo mein Level gerade steht, was möglich ist, wie sie mir helfen können…, lernen wir beide, wie gemeinsame Zeiten für alle am besten gestaltet werden kann. Es ist ein lernen für beide Seiten. Ich erzähle ihnen ehrlich, was los ist und so können sie überlegen, wie sie damit umgehen können oder möchten. Dann suchen wir beide zusammen die beste Lösung.

Beispiel, meine Freundin lädt mich zu ihrer Geburtstagsparty ein, auf der ich schon öfters war. Manchmal klappte es recht gut, da ich da gerade sonst wenig Stress hatte. Aber meistens war dies für mich eher eine Qual. Ich wollte es aber immer machen, was bin ich denn für eine Freundin, die nicht zu ihrer Feier geht? Seit ich aber ihr erzählt habe, wie ich solch einen Abend durchhalte, ist sie traurig und schon fast sauer, dass ich es ihr nicht früher schon gesagt habe. Seit dem machen wir zusammen ein eigenes treffen. Jenachdem wie es mir geht, fahre ich an einem Morgen zum Frühstück zu ihr oder sie kommt zu mir und bringt alles mit. Wir haben eine entspannte Zeit miteinander und ich brauche sehr wenig Erholung davon. Wie schön dies doch ist, so kann ich nun ganz entspannt mich auf ihren Geburtstag freuen, da ich weiß, wir machen es so, wie es für uns beide gut ist.

Nach und nach konnte ich so lernen, immer mehr zu sagen, wie es mir gerade geht und wie hoch mein Level gerade ist. Die Leute wissen nun, dass es schonmal schwankt und ich Termine verschiebe oder Absage. Sie wissen, dass ich sie mag und gerne mit Ihnen Zeit verbringe, es mir aber nicht immer alles so möglich ist. Es ist nun kein vertuschen, beschönigen oder quälen nötig. Dies hat uns allen sehr viel vertrauen und Entspannung gebracht. Mir, da ich weiß, ich darf ehrlich sein, sie mögen mich trotzdem und Ihnen, da sie nun verstehen, warum ich manchmal so komisch reagiert habe, versucht habe, Dinge zu ändern… . Wir alle wissen, dass wir uns mögen, weil wir, wir sind und nicht, weil wir Feten miteinander feiern. So hat sich nach anfänglicher Verwirrung und Neuorientierung alles zum Guten gewendet.

Ja, es stimmt, ich habe ein paar „Freunde“ verloren, sie kamen damit nicht klar oder wollten trotzdem weiter, dass ich alles so mitmache wie früher, aber dies waren die wenigsten. Nur das was ich an neuer Freiheit, Ruhe, Energie,… gewonnen habe, ist viel mehr wert, als die paar Menschen, die komisch reagierten.

Auch den Nachbarn haben wir ehrlich gesagt, dass ich nicht mehr immer zu den Feiern kommen werde, da diese mich oft zu sehr stressen. Was die nun von mir denken, weiß ich nicht bei jedem, was sie sich von mir erzählen, auch nicht. Aber so kann ich damit Frieden schließen und mir sagen, ich habe es erklärt, was die nun daraus machen, ist ihr Ding.

Mir tut es gut und ich ärgere mich höchstens, dass ich dies nicht schon viel früher so getan habe. Auch ist es schwer, mit anzusehen, wie immer noch Menschen, die uns eigentlich helfen sollten, uns versuchen zu zwingen, dass wir doch wieder besser uns verstellen und durchhalten mögen. Dabei geht es aber oft nur ums Geld, also ums bezahlen von Therapien oder wie bei Tom um das bezahlen von der Webschule. Aber auch Psychiater haben leider oft noch die Ansicht, dass ein Asperger das lernen muss und das er es mit einer Konfrontationstherapie lernt. Bei denen ist es noch nicht angekommen, dass es ähnlich ist, wie bei einem Blinden, der lernt auch nicht besser sehen, indem ich ihn zwinge in ein Buch zu schauen.

Gut ist, dass wir eine Familie sind, die sich gegenseitig hilft und so können wir oft auf solche „Hilfen“ verzichten. Schwierig ist es, wie die ganzen letzten Jahre bei Tom, wo Behörden von uns einfach soviel erwarten, da es eine Schulpflicht gibt. Die aber nur von unserer Seite aus, gut erfüllt werden muss. Aber auch dies bekommen wir nun noch hin, bis er da durch ist, dies ist hoffentlich bald der Fall.

Hinterlasse einen Kommentar